Thermometer zur Einstimmung in das Thema Fieber und BIA-Messung

Ein wich­ti­ger Ein­fluss­fak­tor auf den Pha­sen­win­kel sind die Mem­bran­po­ten­tia­le der Zell­kom­par­ti­men­te. Die­se sind eng ver­bun­den mit der Stoff­wech­sel­ak­ti­vi­tät (sie­he Pha­sen­win­kel und Vita­li­tät).

Bei Fie­ber, zum Bei­spiel ver­ur­sacht durch eine Grip­p­e­infek­ti­on, steigt der Stoff­wech­sel an. Die­se erhöh­te Stoff­wech­sel­ak­ti­vi­tät könn­te somit auch einen Ein­fluss auf das Mem­bran­po­ten­ti­al und damit den Pha­sen­win­kel haben. 

Die Zahl der Stu­di­en zu die­sem The­ma ist über­schau­bar. In der Ver­öf­fent­li­chung [Marini2015] ist der Ein­fluss von Fie­ber, her­vor­ge­ru­fen durch Influ­en­za, auf die BIA-Mes­sung unter­sucht worden.

Die Autoren schlie­ßen aus ihren Unter­su­chun­gen, dass fieb­ri­ge Test­per­so­nen ten­den­zi­ell höhe­re Wer­te der Reak­tanz und des Pha­sen­win­kels auf­wei­sen. Basie­rend auf den ver­öf­fent­lich­ten Mess­wer­ten von 52 Teil­neh­mern die­ser Stu­die, habe ich die Mit­tel­wer­te von 3 Unter­grup­pen der Test­teil­neh­mer in der fol­gen­den Tabel­le zusammengefasst.

T > 37.5° C37° < T ≤ 37,5° CT ≤37° C
Resistanz629,00716,81697,76
Reak­tanz89,0071,7668,68
Pha­sen­win­kel7,865,755,71
Kör­per­län­ge131141,00135,75
Anzahl Teil­neh­mer62224
Mit­tel­wer­te von Resistanz, Reak­tanz und Kör­per­län­ge inner­halb der ein­zel­nen Unter­grup­pen der Teilnehmer. 

Zur Visua­li­sie­rung wer­den die Wer­te aus der obe­ren Tabel­le noch ein­mal in im BIVA-Dia­gramm dargestellt.

Bioimpedanzvektordiagramm mit den Mittelwerten von Resistanz und Reaktanz der 3 verschiedenen Gruppen von Testteilnehmern (ohne Fieber, mit erhöhter Temperatur, mit Fieber).

Die Mit­tel­wer­te der Mess­ergeb­nis­se der BIA-Mes­sung zei­gen einen kla­ren Trend. Je höher die Kör­per­tem­pe­ra­tur, des­to grö­ßer ist Reak­tanz und Pha­sen­win­kel. Wie kön­nen wir die­se Wer­te interpretieren?

Die mit der erhöh­ten Kör­per­tem­pe­ra­tur bezie­hungs­wei­se dem Fie­ber ver­bun­de­ne erhöh­te Stoff­wech­sel­ak­ti­vi­tät ließ die­sen Zusam­men­hang ver­mu­ten. Wie im Arti­kel “Pha­sen­win­kel und Vita­li­tät”, beschrie­ben ist das Mem­bran­po­ten­ti­al ein wesent­li­cher Fak­tor für die Reak­tanz und den Pha­sen­win­kel. Das Mem­bran­po­ten­ti­al wie­der­um ist auch von der ver­füg­ba­ren Men­ge an ATP abhängig.

Fie­ber kann daher auch als Anzei­chen einer erhöh­ten Zell­vi­ta­li­tät inter­pre­tiert wer­den. Aller­dings ist eine Ver­all­ge­mei­ne­rung, basie­rend auf die­sen Daten pro­ble­ma­tisch. Zum einen liegt das dar­an, dass in die­ser Stu­die nur sehr weni­ge Teil­neh­mer berück­sich­tigt wur­den, zum zwei­ten soll­te die Vor­ge­schich­te bezie­hungs­wei­se der Krank­heits­ver­lauf bei jedem ein­zel­nen Pati­en­ten die BIA-Mess­wer­te beeinflussen.

So ist zu erwar­ten, dass zu Beginn des Anstiegs der Kör­per­tem­pe­ra­tur bei­spiels­wei­se von 37° C auf 38° C der Pha­sen­win­kel deut­lich steigt, hin­ge­gen beim Absin­ken der Kör­per­tem­pe­ra­tur von bei­spiels­wei­se 39° C auf 38° C der Pha­sen­win­kel nied­ri­ger liegt, da der Kör­per bereits durch eine län­ge­re Pha­se erhöh­ter Kör­per­tem­pe­ra­tur geschwächt ist.

Obwohl die Kör­per­tem­pe­ra­tur in bei­den Fäl­len bei 38° C liegt, dürf­te der Pha­sen­win­kel nach län­ge­rem Fie­ber deut­lich nied­ri­ger sein als zu Beginn.

Für die prak­ti­sche Arbeit ist es den­noch sehr wich­tig im Hin­ter­kopf zu behal­ten, dass Fie­ber bezie­hungs­wei­se eine erhöh­te Kör­per­tem­pe­ra­tur den Wech­sel­strom­wi­der­stand, bezie­hungs­wei­se die Mess­ergeb­nis­se der BIA, deut­lich verändert.

Lite­ra­tur:

[Marini2015]: Mari­ni, Eli­sa­bet­ta, et al. “Effect of influ­en­za-indu­ced fever on human bio­im­pe­dance values.” PloS one 10.4 (2015): e0125301.

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